Schule
Wie geht es mit der Schule weiter nach der Jugendhilfe? Vielleicht hast du …
Das Schulsystem bietet viele Möglichkeiten quer wieder einzusteigen, wenn du die Schule wechselst oder nach einer Unterbrechung wieder beginnst. Es ist vorteilhaft einen Schulabschluss zu haben. Das erleichtert den Weg in eine Ausbildung und die Berufswelt.
Im Vergleich zu anderen Jugendlichen musst du dabei immer auch das Ende der Jugendhilfe mitbedenken
Wenn du schon während der Schulzeit ausziehen möchtest, kläre auf jeden Fall vorher mit deinen Betreuer*innen oder Pflegeeltern deine Fragen und Perspektiven zu Schule und Ausbildung. Es gibt Alternativen, um Schul- und Ausbildungsabschlüsse zu erreichen. Dafür brauchst du gute Informationen über die Angebote in deiner Nähe.
Du kannst in Deutschland folgende Schulabschlüsse machen. Sie ermöglichen dir unterschiedliche Ausbildungswege:
Hauptschulabschluss
Der Hauptschulabschluss (nach der 9. oder der 10. Klasse) bildet die Mindestvoraussetzung für viele Ausbildungsgänge. Eine Ausbildung in einem Betrieb kannst du
unter Umständen aber auch ohne einen Hauptschulabschluss beginnen. Viele Ausbildungsbetriebe erwarten dennoch bei der Bewerbung einen Schulabschluss. Für den Besuch einer schulischen Ausbildung brauchst du mindestens einen
Hauptschulabschluss.
Realschulabschluss
Der Realschulabschluss (nach Klasse 10, z.T. auch an Hauptschulen möglich) ist der mittlere Bildungsabschluss. Er berechtigt in die Sekundarstufe II überzugehen. Mit diesem Schulabschluss kannst du an eine Fachoberschule (FOS),
Berufsoberschule (BOS) oder mit einem entsprechenden Notendurchschnitt auch an ein Gymnasium gehen. Auch stehen dir mit einem Realschulabschluss mehr betriebliche und schulische Ausbildungsberufe offen.
Fachhochschulreife
Die Fachhochschulreife kann zum Beispiel an einer Fachoberschule (erfolgreicher Abschluss nach Klasse 12) erworben werden. Es gibt aber eine Vielzahl von Wegen
wie man die Fachhochschulreife erlangen kann, z. B. auch über einen erfolgreichen Ausbildungsabschluss. Die Fachhochschulreife berechtigt zum Studium in allen Studiengängen an den deutschen Fachhochschulen sowie an entsprechenden
Studiengängen an anderen Hochschulen.
Abitur
Das Abitur (allgemeine Hochschulreife) berechtigt zu einem Studium an Universitäten und gleichgestellten Hochschulen. Es kann, je nach Bundesland, nach der 12. oder 13. Klasse an einem Gymnasium oder einer Gesamtschule abgelegt
werden. Auch an beruflichen Gymnasien oder Berufskollegs kannst du das Abitur und eine berufliche Vertiefung erwerben. Du kannst das Abitur auch nach einer abgeschlossenen Berufs- ausbildung noch nachholen.
Selbst wenn du gesagt bekommst, du schaffst das Gymnasium nicht – durchziehen, versuchen, den Erzieher zu überreden und dann das Gymnasium machen, immer ein Ziel vor Augen haben.
Care Leaver, 32 Jahre
Noch keinen Schulabschluss – was nun?
Du kannst alle Schulabschlüsse nachholen (2. Bildungsweg). Manche gehen wieder normal zur Schule. Andere nutzen alternative Wege, um doch einen Abschluss zu bekommen.
Es lohnt sich auf jeden Fall diesen Versuch zu starten!
Du kannst dich über Angebote in deiner Region informieren. Eine persönliche Beratung beim Jobcenter oder in der Berufsberatung ist sinnvoll.
Erwerb des Schulabschlusses nach Unterbrechung
Solange du schulpflichtig bist, kannst du an allgemein- oder berufsbildende Schulen zurückkehren und dort einen Abschluss machen.
Nachträglicher Erwerb von Schulabschlüssen
Es gibt Gründe, warum jemand den Schulbesuch unterbricht. Krankheit, Konflikte in der Familie oder andere Belastungen können dem Lernen im Weg stehen. Zum Glück gibt es vielfältige Formen des Wiedereinstiegs. Berufsschulen bieten spezielle Klassen an, um den Schulabschluss zu erreichen. Viele Volkshochschulen (VHS) bieten Tages- und Abendkurse an, in denen du den Haupt-, Realschulabschluss oder das Abitur nachholen kannst.
Schulmüde? Alternative Formen des Schulbesuchs!
Du warst schon längere Zeit nicht mehr in der Schule und kannst dir auch nicht vorstellen, wieder normalen Unterricht zu besuchen? Dennoch kannst du deinen Schulabschluss erreichen. Es gibt Schulprojekte, Ergänzungsschule oder schulersetzende Projekte. Dort kannst du dich auf die Schulabschlussprüfungen vorbereiten. Du lernst dort, nur anders als in der Schule. Die Alternativen zum Schulbesuch werden meistens von Trägern der Jugendhilfe angeboten. Das Jugendamt an deinem Wohnort kann dir Auskunft geben, ob es in deiner Nähe ein solches Projekt gibt.
Ausbildung statt Schule
Den nächsten Schritt in die Eigenständigkeit stellen Angebote des »ambulant« betreuten Wohnens dar. Dies bedeutet, dass du bereits in einer Mietwohnung lebst und durch Besuche der Betreuer*innen weiter unterstützt wirst. Meist gibt es auch eine Rufbereitschaft für Notfälle. Manche Einrichtungen haben eigene Wohnungen, in die du einziehen kannst, oder bieten betreutes Wohnen in Wohn- oder Hausgemeinschaften an. Andere suchen zusammen mit dir eine Wohnung, die du bei Volljährigkeit oder Hilfeende übernehmen kannst. Das kann Vorteile haben, denn dann musst du nicht schon wieder umziehen.
Falls du das Gefühl hast, dass der Auszug und die Schule/der Ausbildungsbeginn zu viel auf einmal für dich sind, solltest du das ansprechen. Du hast einen Anspruch auf längere Unterstützung ( → Erwachsen werden).
Schule? Bildung?
In dem Kurzdokumentarfilm „Zukunft durch Bildung. Im Gespräch mit Care Leaver*innen“ erzählen Care Leaver*innen davon welchen Herausforderungen sie auf ihrem Bildungsweg begegnet sind und wer und was ihnen dabei unterstützend zur Seite stand.“