Mein Leben

Die Zeit des Übergangs ist ein besonderer Lebensabschnitt und es kommen viele Veränderungen auf dich zu. Niemand erwartet von dir, dass von Anfang an alles problemlos funktioniert. Schön ist es, wenn du Freunde und Vertraute an deiner Seite hast, die dich unterstützen oder mit denen du einfach einen unbeschwerten Tag verbringen kannst. Klar sind Dinge wie Wohnung, Geld und Ausbildung wichtig. Eine schöne Partnerschaft, Wohlbefinden, Sport oder ein interessantes Hobby bereichern dein Leben aber erst recht! Fühlst du dich wohl und bist du gesund, gelingt dir vieles leichter und macht dir mehr Spaß.

Deine Gesundheit

Du schätzt deine Gesundheit vielleicht als nichts Besonderes ein. Erst wenn du krank wirst, vermisst du plötzlich dein Wohlbefinden. Nach der Jugendhilfe achten nicht mehr deine Pflegeeltern oder Betreuer*innen mit dir auf deine Lebensweise. Das liegt in deiner Verantwortung. Du kannst mit gesunder Ernährung, Sport und Bewegung zu einem ausgeglichenen Leben beitragen.

Arztbesuche und Vorsorge

Gut ist, wenn du einen festen Hausarzt/ eine feste Hausärztin hast, dem*der du vertraust. Er*Sie kann dich z. B. bei psychischen Krisen beraten . Er*Sie vermittelt dich bei Bedarf an andere Fachärzte. Wenn Alkohol oder Drogen dich beeinträchtigen, kann dein Hausarzt auch Therapien für dich einleiten.

Für Mädchen sind ebenso regelmäßige Besuche bei einer Frauenärztin wichtig. Einmal im Jahr solltest du zur zahnärztlichen Kontrolle gehen. Gute Ärzt*innen findest du am besten, wenn du andere nach Empfehlungen fragst.

Ernährung

Gutes Essen trägt auch zum Wohlbefinden bei. Vielleicht hast du noch nicht so viel Erfahrung allein zu kochen. Lad‘ dir doch Freund*innen ein. Gemeinsam kochen macht mehr Spaß. Rezepte und Tipps:

Sexualität

Das Thema Sexualität beschäftigt dich vielleicht besonders. Vielleicht hast du schon Erfahrungen oder aber Fragen, die du mit jemandem besprechen magst. Sex soll vor allen Dingen schön sein, aber auch Verhütung oder der Schutz vor ansteckenden Geschlechtskrankheiten sind Dinge, die du mit bedenken solltest.

Medien

Medien spielen in unserem Leben eine wichtige Rolle. Das Internet erleichtert vieles im Alltag. Smartphones bieten Spaß, z. B. durch Chats mit Freund*innen. Zum Ende der Jugendhilfe musst du damit umgehen lernen, wieviel Mediennutzung am Tag dir guttut. Wenn Handy, PC und Fernsehen dein Leben beherrschen und nichts mehr »ohne« geht, brauchst du Hilfe. Auch wenn du Opfer von Cybermobbing bist, suche dir unbedingt Unterstützung.

Beziehungen und Freundschaften

Gerade weil in deiner Familie einiges nicht gut lief, sind dir deine Freund_innen vermutlich sehr wichtig. Wenn deine Nachbetreuung ausgelaufen ist, werden sie vielleicht noch wichtiger, weil du mit ihnen über deine neue Situation reden kannst. Sie helfen dir bestimmt gern – auch wenn es mal nicht so läuft. Vielleicht gibt es auch in deiner Herkunftsfamilie und/oder Pflegefamilie wichtige Bindungen, die du pflegen möchtest. Vermutlich sind alle stolz und neugierig auf deine erste eigene Wohnung!

Freizeit

Über Sport im Verein oder Hobbys, wie die Freiwillige Feuerwehr oder Arbeit in der Kirchengemeinde oder Religionsgemeinschaft kannst du neue Kontakte knüpfen. So bleibst du nicht allein in deiner neuen Wohnung und hast regelmäßige Termine, auf die du dich freuen kannst. Vielleicht gibt es auch Angebote an Ehemalige deiner Einrichtung, die du nutzen kannst, um dich auszutauschen.

Engagiere dich!

Es kann sehr erfüllend sein, etwas für andere zu tun – ob in der Jugendarbeit, im Sport oder in der Unterstützung anderer junger Menschen in der Jugendhilfe. Über ein ehrenamtliches Engagement lernst du neue Leute kennen und spürst, wie wichtig du bist und dass du etwas geben kannst.

Vernetzung mit anderen Care Leaver*innen

Der Careleaver e.V. ist ein selbstorganisiertes Netzwerk für junge Erwachsende aus der Jugendhilfe. Der Verein setzt sich für die Interessen und Rechte von Care Leaver*innen ein und bietet die Möglichkeit sich mit anderen Care Leaver*innen über (Jugendhilfe-)Erfahrungen auszutauschen sowie Teil eines Unterstützungsnetzwerkes zu werden. Der Verein ist bundesweit aktiv. In einzelnen Städten gibt es sogar Regionalgruppen – diese bieten die Möglichkeit der Vernetzung mit Care Leaver*innen aus der gleichen Region. Mehr zum Verein findest du auf der Vereins-Website.

Es gibt zudem weitere Care Leaver*innen Vernetzungsangebote, wie z.B. Das Careleaver Kollektiv Leipzig, das House of Dreams in Dresden oder das Careleaver Netzwerk Dortmund.


Dein Weg

Es ist eine große Herausforderung, nach der Jugendhilfe weitgehend ohne elterliche Unterstützung auf eigenen Beinen zu stehen. Du kannst mit jedem Schritt, den du schaffst, stolz auf dich sein. Und auch wenn nicht alles auf Anhieb gelingt, mach‘ dir keine Vorwürfe. Im Vergleich zu anderen jungen Erwachsenen musst du sehr viel mehr Hürden in Kauf nehmen, um ein eigenständiges Leben zu erreichen. Da ist es wichtig, das, was du geschafft hast, auch selbst anzuerkennen.